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Ehrenamt und Trainerbezahlung

Tomas Zivcic, 06.07.2011

Ehrenamt und Trainerbezahlung

Die Jugendabteilung möchte sich auf der zur Zeit herrschenden Aufbruchsstimmung nicht ausruhen und baut weiter fleißig an der Zukunftsvision „Ausbildungszentrum FFB“. Um dorthin zu gelangen, muss man sich aber auch mit den Hürden, die auf diesem Weg liegen beschäftigen. Eine besonders hohe ist das ewige Zündstoffthema der bezahlten Jugendtrainer versus dem ehrenamtlichen Engagement.

 

Das Problem

Man könnte jetzt jede Trainerposition nehmen, aber sehen wir uns einmal beispielhaft das Athletik Training an, welches sich in der Saison 2011/12 im dritten Jahr befindet, um die Problematik zu verdeutlichen.

Man muss sich hierbei erst einmal die Realität bei anderen Vereinen vor Augen führen. Dort  kommt einmal die Woche ein Sportstudent vorbei, der die Jungs über ein paar Stangen hüpfen lässt oder eine Übung ausprobiert, die er die Woche zuvor in seinem Praxisseminar vom Professor vorgeführt bekommen hat. Oder man sucht sich eine Vorzeigeathletin der Leichtathletik Abteilung aus, die mit den Jungs für 45 Minuten eine Laufschule machen soll, ohne natürlich bei 20 Mann entscheidende Korrekturen vornehmen zu können, da die Zeit nicht ausreicht. Die meisten Jungs würden dabei sowieso nur die eigenen Schmetterlinge hören.

Das verkauft man dann den Beteiligten als Athletik-Training und Individualförderung und bezeichnet sich stolz als Nachwuchsleistungszentrum.

Bei uns müht und plagt sich mit Jonathan Januschke ein ausgebildeter Sportwissenschaftler mit der gezielten Entwicklung sportmotorischer Fähigkeiten über alle Altersstufen hinweg. Selbstkritisch, unermüdlich und nie zufrieden arbeitet er für eine Aufwandsentschädigung, bei der sich andere seiner Zunft nicht einmal zu einer Ferndiagnose hinreißen lassen würden. Er hingegen erstellt eigene Individualpläne für die Jungs, berät sie bei Reha-Fragen und ist sich für keine Überstunde zu schade (ohne Zusatzberechnung versteht sich).

Doch anstatt ihn ein wenig auf Händen zu tragen oder einmal den Schulterklopfer auszupacken, muss man tatsächlich die Sinnhaftigkeit dieses Postens auch noch intern rechtfertigen.

Aus diesem Grund ist es an der Zeit eine fundamentale ideologische Mauer in den Köpfen vieler Beteiligten wenigstens kenntlich zu machen, wenn man sie schon nicht einreißen kann, nämlich den längst nicht mehr zeitgemäßen Konflikt zwischen Ehrenamt und Honorartrainern.

 

Honorartrainer – der Dorn im Auge eines jeden Vereinslebens

Wir verstehen, dass Trainer früherer Generationen, die bis auf eine kleine Fahrtkostenpauschale und den ein oder anderen Zuschuss kein Honorar bekommen haben, heute argwöhnisch und mit so manch schwellendem Frust im Bauche auf die „junge Generation“ schauen, die doch wirklich Geld für etwas will, das selbstverständlich kein Geld kosten darf, schließlich arbeitet man für den Verein. Man versteht auch den Vorwurf, vielen ginge es nur um das Geld und man wolle nur abkassieren.

Wie so oft führt eine derart einseitige Betrachtung zu Missverständnissen, Vorurteilen und fehlerhaften Informationen.

Denn faktisch arbeitet beim SCF kein Honorartrainer...

... obwohl genau dafür die Spartenbeiträge und Mitgliedsbeiträge in der Jugendabteilung ursprünglich erhoben wurden. Wenn man die erbrachte monatliche Stundenanzahl durch das ausgezahlte „Honorar“ berechnen würde, dann käme man bei jedem Trainer in der Juniorenabteilung auf einen „Stundenlohn“, der im Bereich einer Butterbreze liegt.

Wenn man jetzt noch dabei bedenkt, dass die Trainer häufig aus eigener Tasche noch Zuzahlungen oder Vorzahlungen zum Hallentraining oder Freizeitaktivitäten machen müssen, besonders da sie sozial schlechter gestellte Spieler aus eigener Tasche mitfinanzieren, dann entsteht folgende völlig abstruse Situation:

Ein hochqualifizierter und hochmotivierter Jungtrainer, der den Beruf des Jugendtrainers erlernt hat und noch keinen regelmäßigen Verdienst hat, ZAHLT beim SCF dafür, dass er bis zu 20 Wochenstunden arbeiten DARF.

 

Das fundamentale Missverständnis

Die Situation ist einfach die, Jugendtrainer ist ein kein Hobby, das jeder einfach mal machen kann. Es ist ein Beruf wie jeder andere auch. Die Trainer mit sportwissenschaftlichem Hintergrund, haben ihren Abschluss gemacht und ihr Handwerkszeug erlernt wie jeder Schreiner, jeder Bankkaufmann und jeder Anwalt auch.

Sie müssen also davon leben. Sie haben nicht zehn bis zwanzig Jahre Zeit erst einmal ihre Karriere zu verfolgen, um dann bei uns ehrenamtlich eine Mannschaft zu betreuen, und ganz nebenbei, wir haben nicht die Zeit darauf zu warten.

So gut wie jeder, der für die nächste Saison eingeplanten Trainer, würde auch zum Nulltarif ihre Kinder ausbilden, weil sie fußballbegeisterte Ausbilder sind, aber sie haben gegenüber sich selber und ihren Familien Verpflichtungen.

Die Jugendabteilung ist deshalb auf Verzicht und Entgegenkommen von Trainerseite her angewiesen, einem Verzicht der zur Qualifikation und zum Engagement in keinem Verhältnis steht. Aus diesem Grund steht auch jetzt schon fest, dass jeder dieser Trainer nach einigen Jahren einen besser bezahlten Job im Jugendbereich finden wird.

Das Mindeste, dass mit dieser Klarstellung erreicht werden soll, ist, dass die gleiche Achtung, die man von unserer Seite dem Ehrenamt entgegenbringt, auch von dort zurückgegeben werden sollte.

Die Zukunft, und das haben auch die schlechten Erfahrungen mit der YES Fußballschule gezeigt, kann nur darin liegen, dass man von „Junger“ Seite her die Erfahrung und das Jahrzehntelange Engagement respektiert und sich auch helfen lässt, da man eben nicht alles alleine stemmen kann und von „Alter“ Seite her sich die Neue Situation im Jugendbereich, die Veränderung in der Ausbildung genau betrachtet und auch offen ist gegenüber einer Vision, die den SC Fürstenfeldbruck auf lange Zeit als Hochburg des Westmünchner Fußballs etablieren könnte.

Der notwendige Weg in eine sichere Jugendausbildung

Warum ist dieses Thema aber generell so wichtig, dass man es hier ansprechen muss? Weil es eine zentrale Hürde darstellt, um vor Ort die Kinder langfristig, mannschaftsübergreifend und nachhaltig ausbilden zu können.

Es wird jedem ersichtlich werden, dass es fast unmöglich ist mit 28 Trainern (14 Teams, Trainer + Co-Trainer) „an einem Strang“ auszubilden. Insbesondere, wenn sich die Zusammenstellung von Jahr zu Jahr ändert, die Elterntrainer oder Trainer nur begrenzt Zeit investieren können (schließlich ist da noch die Arbeit) und nur unflexibel eingesetzt werden können, da die meisten Elterntrainer (aus völlig nachvollziehbaren Gründen) natürlich mit und bei ihrem Kind trainieren wollen. Man wird verstehen, dass diese Dinge für eine zielgerichtete Ausbildung einfach nicht hilfreich sind und genau deshalb bilden wir hierzulande an der „Basis“ zu 100% zufällig aus.

Die Lösung ist sehr simpel und wird schon in vielen anderen Sportarten auch hier in der Umgebung angewendet. Es ist über kurz oder lang die einzig sinnvolle Anpassung an die sich verändernde Jugendausbildung.

Ein kleines, aber pädagogisch wie fachlich geschultes Trainerteam, das aus zwei bis drei Hauptamtlichen Stellen besteht und um das man ein funktionierendes Trainerteam aus jung und alt zusammenbaut. Diese Trainer bleiben mehrere Jahre in festen Altersabschnitten und gehen nicht andauernd mit „ihrer“ Mannschaft mit, helfen aber mannschaftsübergreifend im Training, so dass immer drei Trainer auf dem Felde zu jeder Einheit stehen. Zu diesem Kern sind gerne immer wieder junge Trainer zur Schulung eingeladen und Eltern, die ihre Kinder unterstützen wollen.

Genau das ist auch der Grund, weshalb sich viele Eltern in erster Linie für den SCF entscheiden sollten, um ihrem Kind eine zielgerichtete und keine zufällige Ausbildung zu ermöglichen. Wir stehen inhaltlich und personell so nahe an diesem Idealzustand wie noch nie zuvor.

Aber gerade weil diese Hürde so gewaltig ist, kann man sie nur mit Hilfe einer Elternschaft verwirklichen, die Interesse an den Möglichkeiten und der Vision mit uns teilt.

 

Sachlichkeit in der Diskussion

Wir haben hier versucht ein für den Verein wichtiges Thema in sachlicher Weise objektiv darzustellen, um eine Grundlage für einen argumentativen Dialog ohne Polemik zu bereiten.

Denn am Ende verfolgen wir hier alle dasselbe Ziel: Ihrem Kind eine wirklich gute Ausbildung zu ermöglichen, damit es einen Ort hat, an dem es sich kindgerecht und anspruchsvoll entwickeln kann, als Sportler und als Persönlichkeit.