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Grundsätzliches zur Hallensaison

Daniel Rohn, 08.12.2010

Grundsätzliches zur Hallensaison

Nun stehen für unsere Jungs also die ersten Hallenturniere an. Bei ihrem ersten Auftritt unter dem Hallendach holten sich die Jungs einen dritten Platz, so stand es auf dem Pokal, den sie am Ende mit nach Hause nehmen konnten. Das hilft uns aber nicht so richtig, um Turniere sinnvoll einzuordnen. 

 


Zielsetzung für den Hallenfußball

Offensiv
Für die Halle gelten ähnliche Zielsetzungen wie für das Spiel im Freien. Die Jungs sollen ihre Spiele dominieren, die einzelnen Spieler sollen immer wieder selbst durch individuelle Aktionen Impulse setzen und sich so gezielt Torchancen herausarbeiten.

Defensiv
Im Spiel gegen den Ball sollen die Jungs zwei Dinge beherrschen lernen, die unmittelbare Aktion gegen den Ball und das unterstützende Spiel gegen den Ball. Grundsätzlich wird gemeinsam durch alle vier Spieler verteidigt, der Ballführende muss energisch unter Druck gesetzt werden und durch gezielte Aktionen in seinen Handlungsmöglichkeiten eingeschränkt werden. Die übrigen Spieler haben die eigentlich schwierige Aufgabe, sie müssen ihren attackierenden Mitspieler durch entsprechendes Stellungsspiel im Raum unterstützen und absichern. Neben ständigem Mitdenken und Antizipieren ist dafür auch viel gemeinsame Kommunikation notwendig – und noch viele Spiele zum Verinnerlichen dieser Fähigkeiten.





Der einfache Weg ist nicht immer der richtige

Das Umsetzen der mit den Jungs besprochenen Lernziele sind die wesentlichen Kriterien, nach denen wir eine Turnierteilnahme bewerten. Und an der Stelle wird es schwierig.

Ein Beispiel.
Unsere Jungs beherrschen das strukturierte Spiel gegen den Ball im Raum derzeit (noch) nicht. Deutlich zu sehen im Spiel, noch deutlicher vielleicht bei Eckbällen, die ebenfalls im Raum verteidigt werden sollen, oft ist es noch der Gegner, der zuerst am Ball ist. Es gibt zwei Möglichkeiten, das „Problem“ zu lösen.

Erste Möglichkeit.
Wir werfen das gewünschte Ziel (= Verteidigung im Raum) über Bord und verteidigen gegen den Mann. Wir werden zwangsläufig feststellen, dass unsere Jungs das besser lösen können und sie dann weniger Fehler machen werden. Das ist der leichte Weg. Auch der richtige?

Zweite Möglichkeit.
Wir vertrauen auf die Tatsache, dass ein dreizehn- oder vierzehnjähriger Junge grundsätzlich all das lernen kann, was man imstande ist, ihm beizubringen, etwas Lerneifer einfach mal vorausgesetzt. Wenn wir also feststellen, dass die Jungs nicht im Raum verteidigen können, dann bringen wir es ihnen eben bei. Und wie es so ist mit neuen Dingen, wird man sie in der Anfangsphase (schwankt zwischen ein paar Wochen und ein paar Monaten) nicht immer richtig machen, aber man wird bei entsprechender Anleitung besser in den Dingen, die man nicht beherrscht.

Zur Erinnerung.
Unser Ziel ist es die Fähigkeiten der Jungs auszubauen, und eben nicht ausschließlich das abzurufen, was sie bereits können, auch wenn wir damit erfolgreicher wären.

Es gibt also zwei Wege, die wir gehen können, einen einfachen und einen schwierigen. Wir glauben, dass der in diesem Fall schwierigere der richtige ist, weil die Jungs davon perspektivisch mehr profitieren werden, wenn sie mehr können. Das Verteidigen im Raum war dafür freilich nur eines von mehreren möglichen Beispielen. Wir werden mit den Jungs also den schwierigen Weg gehen.





Ein Hallenturnier einmal mit anderen Augen sehen

Ich kann jeden nur ermutigen, sich ein Hallenturnier einmal mit anderen Augen anzusehen und einmal ganz bewusst auf folgende Dinge zu achten:

Zweikämpfe.
Nirgendwo haben die Jungs mehr Zweikämpfe als in der Halle. Welche Lösungen hat ein Junge dafür parat? Entscheidet er sich oft für die gleiche Lösung (immer passen, immer rechts vorbei, etc…) oder ist er  mutig genug, vielfältigste, kreative Ideen zu probieren, mit denen er selbst uns manchmal überrascht? Und nicht unwichtig, funktionieren seine Ideen?

Koordination.
Die Spielräume sind in der Halle sehr klein. Der handlungsschnellere Spieler wird daher mehr Situationen für sich entscheiden können. Vor allem in Spielsituationen, in denen der Ball einen Augenblick lang nicht unter Kontrolle ist, wenn zum Beispiel ein Schussversuch geblockt wurde, kann man diese Fähigkeit wunderbar beobachten. Wer ist dann der gedankenschnellere Spieler? Und ebenfalls wichtig, wie bewegt sich der Spieler auf dem Feld, tut er dies dynamisch, wendig und gewandt?

Ballkontrolle.
Ein Spieler hat in der Halle wenig Platz, in Verbindung mit einem meist recht rutschigen Boden verzeiht die Halle kaum einen technischen Fehler. Achtet einmal auf den 1. Ballkontakt. Bleibt der Ball am Fuß oder verspringt er leicht? Benutzt der Spieler für den 1. Ballkontakt beide Füße gleichermaßen oder immer den gleichen? Und bereitet der Spieler mit dem 1. Ballkontakt schon bewusst und schnell seinen 2. Ballkontakt vor? Kann der Spieler auch schwierige Bälle noch (im Zweifelsfall auch direkt) verarbeiten, zum Beispiel für einen Torschuss aus ungünstiger Position?

Zielstrebigkeit.
Wie zielstrebig agiert der Spieler am Ball? Hat er im Moment der Ballannahme schon eine Idee, was er mit dem Ball machen will? Und mit welcher Entschlossenheit setzt er seinen Plan dann um? Und was macht er, wenn etwas mal nicht klappt?

Spiel im Raum.
Von den rund fünf Minuten Spielzeit die ein Spieler in einem einzelnen Spiel bekommt, ist er nicht mal eine halbe Minute selbst am Ball. Also muss der Junge in der restlichen Zeit auch ohne Ball sein Team stets unterstützen, sei es defensiv durch richtiges Stellungsspiel oder offensiv durch richtiges Freilaufverhalten. Es lohnt sich, einmal bewusst nicht ausschließlich den Spieler am Ball zu beobachten, sondern einen Jungen ohne Ball. Wie verhält er sich? Unterstützt er durch sein augenblickliches Handeln sein Team wirklich optimal? Denkt er gerade mit, versucht er die nächste Spielsituation vorauszudenken, zu antizipieren?

 

Natürlich gäbe es weitere Kriterien, auf die man achten könnte, aber wenn man sich mal die Zeit nimmt, bewusst auf diese Dinge zu achten, sieht man schon viel mehr, als nur ein Ergebnis.
Und letztlich sind es diese Dinge, in die wir unsere Trainingszeit investieren.





Lernen, lernen, lernen...

Die Turniere dienen uns in allererster Linie als Lernumfeld. Wir wollen, dass die Jungs von ihren Turnieren profitieren! Wenn wir es richtig machen, kommen sie aus der Wintersaison besser raus, als sie reingegangen sind, soll heißen, sie werden im besten Fall manches etwas besser können.

Entscheidend ist nicht, ob wir gegen Team A verlieren oder gegen Team B gewinnen, das „wie“ ist entscheidend. Sind wir fußballerisch und/oder technisch unterlegen, sind es individuelle Fehler, die auch mal zu Niederlagen führen oder gewinnt man nur durch Glück und Zufall. Ersteres wäre am deutlich schwersten (und langwierigsten) zu beheben.

Die Jungs sollen bei ihren Turniereinsätzen dazu möglichst ähnliche Spielzeiten bekommen (auch wenn wir das sicher nicht mit der Stoppuhr messen werden), um auch die Möglichkeit zu haben, ihre Vorgaben umzusetzen. Wir werden dabei immer wieder feststellen, dass dies nicht immer allen im gleichen Maß gelingen wird und wir eben Leistungsabfälle zu verzeichnen haben. Solange dabei aber die nötige Lernbereitschaft und Entschlossenheit spürbar sind – die einfach unabdingbar sind – werden wir genau diese Vorgehensweise beibehalten.

Und wie die Jungs das annehmen, mit welchem Ehrgeiz sie sich dieser Aufgabe teilweise stellen, ist beeindruckend. Denn unser (schwieriger) Weg heißt freilich nicht, dass unsere Spieler oder wir selbst frei von sportlichem Ehrgeiz sind, wir uns nicht über Niederlagen ärgern würden oder über Siege freuen. Auch unsere Jungs wollen selbstverständlich jedes Spiel gewinnen, nur der Weg ist halt ein wenig schwieriger.

 


Quelle:Daniel Rohn