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"Vorreiter" Jugendabteilung - Eine kleine Chronik

Tomas Zivcic, 26.10.2010

"Vorreiter" Jugendabteilung - Eine kleine Chronik

Wir alle sind der Verein! Wir haben in den letzten Jahren sehr vieles geschafft. Da man aber im Tagesgeschäft Fußball oftmals nur ein kurzfristiges Gedächtnis hat, hier eine kleine Stütze.

 

Des Kaisers neue Kleider – oder wo ist der Anstand geblieben?

Es ist manchmal wirklich tragisch. Kaum ist unsere A-Nationalmannschaft wegen ihrer Spielweise wieder in aller Munde, denn erfolgreich war sie bei der WM 2002 in Südkorea auch, schon beginnen die hohen Herren des BFV und DFB die Fußballgeschichte wieder nach ihrem Belieben umzudeuten.

Auf der BFV Homepage fand man am Wochenende folgenden wirklich schwierigen Artikel, wobei erwähnt werden muss, dass der erwähnte Manfred Geppert nichts damit zu tun hat:

 

„Ballzirkulation im Amateurverein

 

Kann man im Amateurbereich etwas trainieren, was selbst internationale Top-Teams nicht perfekt beherrschen? Man kann! Noch vor wenigen Jahren war die Viererkette in unteren Klassen die große Ausnahme. Jetzt spielt gut die Hälfte aller Bezirksligisten mit ihr. Klar werden dabei zuweilen "amateurhafte" Fehler gemacht, doch sind die gegnerischen Teams schließlich auch "nur" Amateure und nutzen sie nicht so rigoros aus wie Profis.

Warum also nicht auch das Thema "Ballzirkulation" im Amateurverein einführen und verfeinern? "Ballzirkulation", seit der WM das große Zauberwort, fängt nicht erst im Mittelfeld an, sondern bereits in der Spieleröffnung! Manfred Geppert, langjähriger U19-Trainer des SC Paderborn 07 und nun beim Bezirksligisten BV Bad Lippspringe tätig, zeigt auf Training & Wissen, wie der Ball sicher von hinten nach vorne getragen werden kann. Zusätzliche Tipps, Grafiken und Trainingseinheiten ergänzen das Angebot.

[Ende des Auszuges]

 

„Seit der WM das große Zauberwort...“

Was dabei so ärgerlich ist? „Ballzirkulation“ ist ein Mittel eines ganz bestimmten Spielstils, nämlich auf „Ballbesitz spielen“ und wird seit mehreren Jahrzehnten in der holländischen Fußballschule beschrieben und seit Jahren von spanischen Club Teams perfektioniert, wie wir es beim FC Barcelona bestaunen dürfen. Louis van Gaal hat es 2009/10 in Deutschland eingeführt und erst danach hat es Joachim Löw in der deutschen Nationalmannschaft angewendet und mit seiner Sachkenntnis für die deutsche Mannschaft angepasst. Es ist unfassbar, dass dem Fußballlaien suggeriert wird, es handelt sich hierbei um eine neuartige Erfindung, die einem jetzt beigebracht wird durch das DFB Online Training.

„Die spielen doch nur Hinten‘rum“ schallt es bei jeder Bayern Übertragung ärgerlich durch die Gaststätten und das ist verständlich, da es einfach nicht deutsche Fußballtradition und Kultur ist/war. Das macht diese Art Fußball zu spielen hierzulande etwas befremdlich.

Aber was ist denn aus dem Anstand geworden im Fußball? Man kann doch nicht einfach Ländertraditionen, die seit Rinus Michels 1974 in den professionelle Fußball eingeführt wurden, jetzt plötzlich unter neuem und völlig falschem Kleid in den deutschen Amateurfußball einführen. Aber es wird schamlos getan.

 

„Was regt ihr Euch denn darüber auf?“

Sehr einfach. Seit Jahren und das ist durch Internetberichte und eigene Veröffentlichungen gut dokumentiert ist die Jugendabteilung des SCF Vorreiter „moderner“ Entwicklungen im Bereich des (Jugend)Fußballs. Dabei ist „modern“ ein ziemlich relativer Begriff, die Jugendabteilung hat einfach über den Tellerrand hinausgeschaut, eigene Erfahrungen von vielen guten, früheren SCF Trainern mit der seit Jahrzehnten erprobten Fußballphilosophie anderer Länder kombiniert.

Deshalb hier nur eine kurze Chronik der „SCF-Meilensteine“ – Gegen das Vergessen.

1998  Peter Schreiner aus der Schalker Schule führte das Koordinationstraining, dass bei Ajax Amsterdam zu der damaligen Zeit als ein Grund für deren herausragende Rolle in der Jugendentwicklung galt, in Deutschland mit ein. Der SCF übernahm es seit diesem Zeitpunkt pflichtmäßig in sein Programm.

Noch heute sieht der DFB keinen Grund in seinen Stützpunkten oder dem „DFB Mobil“-Projekt pflichtmäßig Koordinationstraining anzubieten. Obwohl es zur absoluten Pflicht gehört, besonders bei der heutigen Bewegungsarmut

 

2002  forderte der SCF die Abschaffung des Ligabetriebes in der F- und der E-Jugend, damit die Kinder geschützt werden vor falschem Leistungsdruck und in einer spielerischen und lerngerechten Atmosphäre aufwachsen können. Die Antworten des BFV darauf kann man hier gar nicht abdrucken, hätte man die gleichen Sätze gegenüber einem Verkehrspolizisten geäußert, dann wäre es in Flensburg wahrscheinlich dreistellig geworden.

Mehrere Jahre danach sind die Ligen in der F-Jugend abgeschafft. Schließlich muss man für den Schutz der Kinder eintreten gegenüber falschem Ehrgeiz, aber schon ab 9 Jahren darf dieser wieder Einzug finden in den Lebensalltag, schließlich kann man den Merkur-Cup, Europas größtes E-Juniorenturnier, ansonsten nicht rechtfertigen.

 

2003  Der SCF ignoriert im Kleinfeld Ergebnisse und bildet gezielt kreative und dribbelstarke Angreifer aus. Die Ergebnisse sind niederschmetternd: Man verliert jedes Spiel, die Kinder machen viele Fehler, da sie ständig dribbeln müssen. Gegnerische Trainer und Eltern verlachen den Ansatz, unsere Eltern werden auf harte Geduldsproben gestellt und der Verein wendet sich kopfschüttelnd von dieser „Spinnerei“ ab.

Einige Jahre später gewinnt diese Mannschaft als erste SCF E-Junioren Mannschaft die Oberbayrische Hallenmeisterschaft, ist im Landkreis nicht mehr zu schlagen und kann sogar noch in der D-Jugend in der Halle mit gleichaltrigen Topteams aus Köln, Schalke, Mainz, Leverkusen mitspielen, wenn natürlich auch nicht gegen alle gewinnen. Aus diesem Team sind derzeit 14 Spieler bei einem Lizenzverein. Es entsteht die Grundlage für eine professionelle Kleinfeldarbeit, die von Thomas Hartl weiterentwickelt wurde und durch die heutige Dominanz im Landkreis verdeutlicht wird.

 

2004  fordert der SCF das 8+1 in der D-Jugend, wie es in anderen Ländern üblich ist, damit die Kinder ins Großfeld eingeführt werden und nicht in Gefahr laufen beim 11:11 wie Erwachsenen behandelt zu werden, wie es jetzt oftmals der Fall ist. 2008 ist immer noch nichts geschehen, also setzten Arno Schulze und Thomas Hartl das Konzept einfach selber um und initiierten eine „8+1“ Liga, die erfolgreich verläuft.

Jetzt, 2010, wird auch von BFV Seite das 8+1 als Probeprojekt eingeführt, aber es nehmen nur Mannschaften teil, die nicht über eine vollständige Mannschaft verfügen, mit einer didaktischen Hinführung hat das Ganze immer noch nichts zu tun.

 

2004  Der SCF führt mit Florian Schober den Spielstil „auf Ballbesitz spielen“ in das Großfeld ein. Ballzirkulation, von Hinten nach Vorne vorgetragene Angriffe, viele Dribblings, viele Kontakte und ein sich langsam entwickelnden Positionsspiel, stehen dabei im Vordergrund. Die C-Junioren steigen damit in die Bayernliga auf und selbst dort setzt man den Spielstil erfolgreich um. Es fehlen am Ende zwei Minuten um in der Liga zu bleiben. Dennoch geht man nicht vom roten Faden ab, da man überzeugt ist, dass die Jungs sich so am besten entwickeln und nach vollendeter Pubertät durchstarten werden.

Die heutige Entwicklung gibt einem Recht...

...und dennoch vergeht selbst 2010 keine einziger Monat, ohne dass man sich wieder neu erklären muss. Die Saison 2009/10 war dann der Höhepunkt des Unverstandes, als Trainer einfach wie Rinus Michels es abfällig nennt „aus Erfahrung und Intuition“ vor sich hin trainierten, anstatt den Roten Faden weiter zu spinnen und am Ende schamlos die schlechten Ergebnisse dem Spielstil unterjubeln wollten. Die Scherben durften mal wieder andere Auffegen und wir sind immer noch dabei Ordnung hineinzubringen.

Darum „regen wir uns auf“!

 

UNSERE Jugend!

Immer wenn man von „modern“ redet, fühlen sich viele Menschen, besonders diejenigen welche früher im Verein tätig waren angegriffen. Das ist niemals mit unseren Äußerungen gemeint! Wir sind stolz auf unsere Vergangenheit und wir haben den höchsten Respekt vor allen Ehrenamtlichen Trainern und Funktionären. Ohne das Engagement eines Hans Hahns, eines Albrecht Hubers, eines Gerhard Knöchels (mit allen Ecken und Kanten), eines Klaus Werschings gäbe es diese SCF Jugendabteilung in der Qualität nicht. Ohne den Einfluss von Trainern wie Herrn „Wastl“ Hartl, der fachlich wie menschlich ein überragendes Vorbild abgibt, eines Hans Greben, und eines immer noch aktiven Heinz Uhlmanns - dessen Torwarttraining immer noch zu dem Besten gehört, was es seit Sepp Maier gibt - wäre der SCF nicht einer der besten Ausbildungsvereine weit und breit.

Der Platz reicht Hinten und Vorne nicht, um all die Namen zu erwähnen, die wichtig sind/waren.

Wir sollten lernen auf unsere Jugendlichen, unsere Jugendarbeit STOLZ zu sein und sie STOLZ vor uns herzutragen. Wir sollten uns auch alle, ob Kinder, Eltern, Funktionäre, frühere Funktionäre, frühere Spieler als ein Teil davon sehen, denn wir haben alle einen Beitrag hierzu geleistet!

Warum das Ganze Projekt (SCF-Jugendarbeit) aber zunehmend in Gefahr gerät, kann man am Freitag im zweiten Teil der „Bilanz“ nachlesen.




Quelle:http://www.bfv.de/cms/data/snippets/6692_39688.html